Die Ureinwohner der Region zählten zu den reichsten und komplexesten Zivilisationen nördlich von Mexico, wegen der vielen unterschiedlichen Naturräume haben sich auch unzählige unterschiedliche Kulturen entwickelt.
1774 betraten die ersten Europäer, unter spanischer Flagge diesen Küstenstreifen der später British Columbia werden sollte. Im Unterschied zum Osten Canadas stritten hier vorerst nicht Franzosen und Briten um Besitzansprüche, sondern Spanier (von Mexico bis Vancouver) und Russen (von Alaska bis San Francisco). Der britische Kapitän James Cook zeichnet 1778 die erste Karte der Region, doch erst 1843 errichten die Engländer eine fixe Kolonie im heutigen Victoria.
Erst das Gold brachte die meisten Leute ins Land, meist aus den Südwesten der Vereinigten Staaten, also Re-Emigranten die ein paar 1000 km nördlich ihr Glück versuchten. Darunter waren auch viele Asiaten, auf die im Kapitel 4.6 Chinesen in British Columbia noch näher eingegangen wird. Diese Bevölkerungsmassen waren der Anlass für die britische Regierung das No-Mans-Land in Colonie zu verwandeln, primär um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Doch die Distanz zu den Provinzen östlich der Rockies war immer noch quasi unüberwindbar, London überhaupt an den Antipoden. 1871, nur mit dem Versprechen eine Eisenbahnstrecke zwischen Atlantischen und Pazifischen Ozean zu errichten, tritt British Columbia der canadischen Konföderation bei.
Die Mehrheit der Einwohner (1995 3,8 Millionen) sind britischer Abstammung. Aber über 100.000 Bürger sind direkte Nachkommen der Chinesen die im 19. Jahrhundert an der Canadian Pacific Railway arbeiteten. Japaner kamen ab 1890 und sind heute 16.000. Vancouver beherbergt die zweitgrösste chinesische Gemeinde Nordamerikas, weitere 60.000 stammen aus den restlichen südasiatischen Raum. Die Gruppe der Ureinwohner, nach dem Ankommen der Europäer stark angeschlagen, ist nun wieder im Wachsen begriffen (über 165.000 1991).
British Columbia ist immer noch ein starker Attraktionspol für Immigranten aus Canada und dem Ausland. 45.000 kommen jährlich hinzu. Auch relativ zur Bevölkerung Canadas (12% 1991) ist die Einwohnerzahl British Columbias im steigen. Folgende Tabelle gliedert die Immigranten nach der (offiziellen) Kategorie aus, weiters wird auch das Verhältnis zur Immigration nach Gesamt-Canada ausgedrückt, alle Werte von 1984 bis 1995. Die Absolutzahlen sind von 1984 bis 1992 für alle Klassen im steigen, ab 1993 nehmen auch einige ab, besonders die der Familienzusammenführung. Auch der Vergleich der ersten Halbjahre von 1994 und 1995 zeigt es deutlich: hier geht auch die Zahl der Wirtschaftsimmigranten zurück. Betrachtet man die Zahlen im Canada-Vergleich, so fällt das Steigern des Anteils der wirtschaftlich potenten Immigranten auf, die Anzahl der Flüchtlinge nimmt hingegen ab. Die Immigration nach Canada wird von der Bundesverwaltung gesteuert und somit sollte sich British Columbia seine Immigranten nicht aussuchen können. Die Zahlen des Vergleichs mit Canada scheinen dies aber auszudrücken. Es kann aber auch daran liegen, dass bei der Beurteilung der Immigranten auch sein Zielgebiet auf schon vorhandene Landsleute geprüft wird. So kommt ein franko-afrikanischer Flüchtling eher nach Québec und British Columbia erhält die z.Z. reicheren Asiaten. Dass British Columbia aber sehr wohl auch die betroffenen Stellen in Ottawa beeinflussen kann ist geschichtlich eindeutig belegt... (Siehe Kapitel 4.6.3 95 Jahre Diskriminierung).
Für weiter Informationen siehe auch Kapitel 5.3 Die Besiedlung British Columbias nach Nationalitäten (engl.) im Anhang,
Tabelle 11: Immigranten 1984 - 1995 nach Kategorie
(Quelle: BC STATS, Ministry of Government Services, Government of British Columbia und Immigration Statistics Division, Department of Citizenship and Immigration, Government of Canada)
British Columbia ist eine bergige und selbst auf kleinstenen Räumen kontrastreiche Provinz, trotz der 947.800 km². So kommt es auch zu stark wechselnden Bevölkerungsdichten. Es ist eine Provinz mit überwiegend urbaner Besiedelung, Landwirtschaft wird nur in schmalen Streifen entlang der grosseren Flüsse betreiben und weite Landstriche sind menschenleer. Selbst die Stadtgebiete sind auf engen Raum im Südwesten der Provinz konzentriert, dort wohnen knapp 80% der Bevölkerung. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Provinz vom Mutterland England derartig abgeschieden, dass sich eine gewisse Eigenständigkeit entwickelte, die noch heute nachwirkt.
Diese Mannigfaltigkeit der natürlichen Umgebung British Columbias wurde schnell von den europäischen Einwanderern erkannt und genutzt. Abgesehen von den grossen Zentren im Südwesten ist die Besiedlung im überragenden Rest des Landes ausschliesslich auf die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen (vor allem Bergbau, Forstwirtschaft, Wasserkraftwerke) zurückzuführen. Auch wenn es heute auch in Canada das Bestreben gibt wieder "aufs Land" zu ziehen (Zweitwohnsitze, non-agricultural settlement), so bleiben doch noch weite Teile der Provinz Nutzregion, die ohne Ausbeutemöglichkeiten keine Besiedlung kennen würden. In Abbildung 13: Bevölkerungsdichte British Columbia ist die linienhafte Besiedlung der grossen Täler (Fraser, Thompson, Columbia, Kooteney Lake, Bulkley - Nechako, etc...) sowie der südwestlichen Küstenregion eindeutig erkennbar. In keinem Teil der Provinz gibt es besiedelte Bereiche (>1 Einw./km²) die mehr als 30 km Breite aufweisen. Das trifft auch für Metropolitan Vancouver und Umgebung (mit North Vancouver und New Westminster 1,6 Millionen Einwohner) sowie für Metropolitan Victoria zu (Hauptstadt 287.900 Einwohner). Weiter grosse Städte sind die jeweiligen Distrikthauptstädte, die jedoch nie 80.000 Einwohner überschreiten: Kelowna (Central Okanagan, 75.900), Prince George (Mitte Ost, 69.600), Matsqui (Central Fraser, 68.000), Kamloops (Mitte Süd 67.000), Nanaimo (Vancouver Island, 60.100); es folgen noch sechs weitere Städte mit über 20.000 Einwohner. (Zahlen für 1991 aus: the statesman’s yearbook 1994)
British Columbia nützt voll und ganz seine natürlichen Ressourcen, die Holzverarbeitung stellt den wichtigsten Wirtschaftssektor, 56% des Gebiets sind waldbedeckt, 50% des Holzumsatzes Canadas wird in British Columbia gefördert.
Zweiter Wirtschaftssektor ist nun der Tourismus, der sich mit dem Vorangehenden und den folgenden nicht unbedingt gut vereinen lässt. Anziehungspunkte sind die Rockies mit ihren 5 Millionen Hektar (National-)Parks, die Küste (sanfter und Abenteuertourismus) sowie grosse Tierreservate.
Die Ausbeutung der Bodenschätze ist der drittwichtichtigste Wirtschaftssektor. Neben Metallen sind aber Energieträger am meisten am finanziellen Umsatz beteiligt. Die Industrie, lange nur mit der Primärverarbeitung beschäftigt macht zur Zeit den Sprung ins nächste Jahrtausend, in den hochtechnologischen Bereich.
Die Landwirtschaft wird intensiv betrieben, in den inneren Tälern des Südens, besonders jenes des Okanagan, werden alle möglichen Fruchtsorten angebaut, inklusive Wein. Im kühleren Fraser-Tal ist mehr der Gemüseanbau vertreten.
Abbildung 13: Bevölkerungsdichte British Columbia 2006
(Quelle: Commons Wikipedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:British_Columbia_2006_population_density.PNG / Urban Walnut)
Wasserkopf der gewaltigen Provinz ist Vancouver im Lower Fraser Valley oder Lower Mainland, hier sind alle Konzerne vertreten die das Land nutzen, effektiv wird auch der Grossteil der Exportgüter über Vancouver und den Strait of Georgia verschifft. Die Hälfte der Bevölkerung British Columbias lebt in Greater Vancouver, der drittgrössten CMA Canadas, weitere 25% leben in der umgebenden Lower Fraser Valley Region und in oder um Victoria, der eigentlichen Hauptstadt, im Südteil der der Küste vorgelagerten Vancouver Island.
Und die Bevölkerung nimmt weiter zu: im Migrationsjahr 1992/93 war Vancouver wieder jener Zählbezirk (census division, division de recencement) in dem die Bevölkerung am meisten durch Migration zunahm. Siehe unten Tabelle 12: Die 5 Census Divisions mit der stärksten Bevölkerungszunahme durch Migration 1992/1993. Provinzmässig steht British Columbia an erster Stelle mit einer Migrationsrate von 22,1‰ (wie Vancouver), weit vor dem zweiten, Ontario mit 8,1‰.
Netto Nettogewinn migrations- auf 1000 gewinn Einwohner ______________________________________________________ Vancouver (BC) 37 015 22,1 davon international 23 000 interprovinzial 13 000 intraprovinzial 1 000 Peel (Ontario) 18 314 22,3 York (Ontario) 14 869 25,9 Toronto (Ontario) 11 673 4,9 Calgary (Alberta) 8 823 10,3 ______________________________________________________
Tabelle 12: Die 5 Census Divisions mit der stärksten Bevölkerungszunahme durch Migration 1992/1993
(Quelle: Internet www.city.vancouver.bc.ca/ctyclerk/vanstats.html)
Begonnen hat die Besiedlung im Lower Fraser Valley mit der Freigabe zum Kauf von unüberwachtem Land 1860. Man liess sich an den Flüssen nieder, auch wenn die Gefahr von überschwemmungen hier besonders gross war, sowie an der ost-west-orientierten alten Yale Road.
Das Hochwasser von 1894 zeigte die Grenzen der privaten Besiedlung an und es starteten offizielle Programme zum Damm- und Daichbau sowie zur Drainage potentieller landwirtschaftlich nutzbarer Flächen.
Die Eröffnung des Canadian Pacific Railway, der Lower Fraser Valley 1885 erreichte, brachte zwar mehr neue Siedler, doch änderte sich nichts am Niederlassungsmuster. Besonders das Nordufer wurde so immer dichter besiedelt. Wesentlich mehr Impakt hatte da schon der Bau der British Columbia Electric Railway südlich des Fraser Rivers. Zwischen Vancouver, New Westminster und Chilliwack entstanden so landwirtschaftliche Nutzgebiete und neue Zentren, die heute aber an Bedeutung verloren haben. Ab den 1930er Jahren ermöglichte der Strassenbau weitere Erschliessungen.
Mit der Verdoppelung der Bevölkerung British Columbias zwischen 1901 und 1911 (179.000 auf 394.000), die besonders das Vancouver (zu 44%) und das umgebende Lower Mainland (zu 15%) betraf, steigerte sich auch die ethnische Vielfalt. Auf die Chinesen wird noch im Kapitel 4.6 Chinesen in British Columbia eingegangen.
In geringerer Zahl kamen auch Japaner ab 1880, Steveston, am südlichen Arm des Fraser, war 1926 eine japanische Stadt. Doch das rassistische Ambiente in British Columbia zwang viele in die Emigration nach Osten, der Höhepunkt wurde 1942 erreicht als deren Besitze zu Spottpreisen aufgekauft wurden um die demobilisierten Soldaten oder neuen Einwanderern zu übergeben.
In kleineren verstreuten Grüppchen liessen sich Inder ab 1900 und fanden vor allem in der Forstwirtschaft Anstellung.
Mit der Abblockung der Asiaten oder deren Aussiedlung entstand ein Manko unter den Arbeitskräften das zum Teil Frankocanadiern gedeckt wurde. So entstand östlich von New Westminster die französische Gemeinde Maillardville. Eine ebnso getrennte Besiedlung betreiben ab 1928 die deutsch-holländischen Mennoniten. 1950 - 1960 kamen noch viele junge Holländer die die kleinere Landwirtschaft wieder belebten. Heute sieht die Bevölkerungszusammensetzung in Vancouver und somit in weitere Folge für das Mainland folgendermassen aus:
Sprachgruppe absolut % _____________________________________________ English 270,405 59.8% Chinese 83,535 18.5% Punjabi 10,700 2.4% German 9,160 2.0% Italian 7,785 1.7% French 6,840 1.5% Tagalog (Philipino) 6,465 1.4% Vietnamese 6,030 1.3% Spanish 5,938 1.3% _____________________________________________
Tabelle 13: Vancouvers Stadtbevölkerung nach Muttersprache 1991
(Quelle: Internet www.city.vancouver.bc.ca/ctyclerk/vanstats.html, based on 1991 census)
Ursprünglich wurde die Hudson Bay Company verpflichtet mit 10% ihrer Einnahmen aus dem Gebiet die Besiedlung im Südteil der Insel voranzutreiben, auch wenn es im Widerspruch ihrer Tätigkeit (Fellhandel, also am Besten keine Besiedlung) stand. Der Goldrausch führte alle Ankömmlinge über Victoria, der Hauptstadt. Da hier die Schürflizenzen vergeben wurden und die Verschiffung gen Norden stattfand. Doch das Inseldasein gestattete nie ein offensichtliches Rivalisieren mit San Francisco. Die vielen Leute mussten jedoch versorgt werden, so boomte die Suche nach landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Diese fand man in den Tälern (Cowichan und Comox), am Alberni Meeresarm und auf Gabriola Island. Nanaimo war schon in den 1860er eine wichtige Stadt, ursprünglich angelegt um die Kohleminen zu beschützen. Wie überall brachte auch die hier die Einführung der Eisenbahn neue Erschliessungen mit sich und neue Siedler. Doch im Unterschied zum Mainland behielt immer das britische Element die Oberhand.
Middle Fraser Valley unterlag voll dem Goldrausch, viele Ortschaften wurden danach zu Geisterstädten (z.B. Barkersville, Cariboo), ebenso erging es den extensiv gehandhabten Ranches. 1915 erreichte eine Nebenbahn des Canadian Pacific Railway die Region und verhalf z.B. Kamloops sich als ein Zentrum zu behaupten. Doch im Gegensatz zu der in den Prärieprovinzen stattfindenden Belebung blieb Central British Columbia hauptsächlich eine Durchfahrtsregion. Heute sind die Bodenpreise relativ hoch, trotz des geringen Ertrages, denn es wird die Region als Erholungsraum für Greater Vancouver betrachtet.
In Okanagan-Sushwap stiess man zunächst an die Grenzen des permanenten Siedlungsraumes, bis man das Klima der inneren Täler für den Obstanbau zu schätzen lernte. Landwirtschaftlich hat man heute die Nutzgrenzen erreicht, doch Winter- und auch Sommersportmöglichkeiten machen das Gebiet immer attraktiver.
Kooteney war und bleibt ein leeres Land, gerade gut für Utopisten. Waren es zu Beginn dieses Jahrhunderts die Doukhobors (Dissidenten der russisch-othodoxen Kirche) die in der Abgeschiedenheit ihr Glück suchten und hier Land kauften, bis sie 1939 bankrott waren, so sind es heute jene die dem modernen nordamerikanischen Leben entfliehen wollen und weit abseits der (mittlerweile gut ausgebauten) Hauptrouten ihre Alternativfarmen errichten.
Die North Central Region ist dünn besiedelt und wirtschaftlich vom Holz abhängig. Trotzdem kannte Prince George einen gewaltigen Bevölkerungszuwachs durch den Ausbau von Strassen (1952) und Bahnstrecken (1953) in Richtung Dawson Creek und Peace River.
Der Norden ist noch Neuland und nur im Südosten bewohnt, grösstes Problem ist die räumliche Isolierung der Region. Auch der Teil des Peace River in Alberta ist vom Mutterland abgeschnitten.
Vergleicht man die Alterspyramiden Canadas (Abbildung 7) und British Columbias so lassen sich kaum Unterschiede ausmachen, denn die Tendenzen sind sowohl 1961 als auch 1986 (bzw. 1991) ähnlich. Die Basis der Pyramide ist für beide Zeitpunkte bei British Columbia enger und auch nicht für die 20 bis 45-jährigen breiter, somit kann von einer jüngeren Bevölkerung keine Rede sein. Auffällig ist auch die Geschlechterdisproportion bei der älteren Bevölkerung und dessen Umkehr von 1961 (mehr Männer um 65) auf 1986 (mehr Frauen 55-70).
Abbildung 14: Alterspyramide Britisch Columbia 1961 und 1986
(Quelle: Statistics Canada, demography division
Internet (2008): https://www12.statcan.ca/english/census01/products/analytic/companion/age/bc01pymd.swf)
Die Bevölkerung British Columbias nimmt immer noch stark zu, die räumlichen Unterschiede sind aber nicht stark differenziert. Abgesehen vom schwächst besiedelten Distrikt verzeichnen alle administrativen Einheiten Zuwächse zwischen 5 und 15, bzw. 20% für die kurze Periode von 1991 bis 1995. Aus der untenstehenden Graphik (Karte mit den Grenzen in Abbildung 18: Regional Districts nach Typen der Nettowanderungsbilanz (Raumtypen)) sind vor allem die letzten Trends herauszulesen, diese sind hauptsächlich sog. non-agricultural settlements, also Hauptwohnsitze am Land was das auch weiter entfernte Hinterland Vancouvers betrifft. Interessanter ist eine längerfristige Betrachtung: 4.5.2 Intraprovinziale Migration.
Abbildung 15: Bevölkerung 1991-1995 nach Regional Districts
(Quelle: BC Stats, Internet www.bcstats.gov.bc.ca)