Till Voswinckel :: Diplomarbeit [ Medieninformatik | FH Furtwangen | WS 2002/03 ]
Referenten: Prof. Hentrich, Prof. Hottong
Strukturierte, Multimediale Web-Präsentation
Spätestens seit der so genannten „Computer-Revolution“ der späten 80er Jahre [Kay 1998] stellt die Softwaregestützte Erstellung multimedialer Präsentationen nicht nur ein lukratives, sondern ebenso „epidemisch“ genutztes Arbeitsgebiet dar: „Mehrere Millionen Präsentationsdateien“, so [Maney 1999], werden etwa allein in den USA jeden Tag produziert. In gleichem Maße „boomt“ auch die „schier unüberschaubare Vielfalt“ [Steinmetz 1999] multimedialer Präsentationsformate, die dank verschiedenartiger Funktionalität unter anderem auch den Autoren geschäftlicher Präsentationen auf unterschiedliche Weise entgegenkommen.
Und dennoch ist eben dieser lukrative Business-Präsentationsmarkt derzeit durch eine „überraschende Monokultur“ gekennzeichnet: Während Microsofts PowerPoint den Offline- und Vortragsbereich nahezu monopolistisch abdeckt, kann sich im Multimedia- und Internetsektor Macromedias Flash derweil „fast vollständiger Abdeckung“ [Macr.2002] rühmen. Das „öffentliche“ Web-Format HTML, von Design-orientierten Web-Gestaltern längst zum „Internet-Präsentationsformat schlechthin“ erkoren [Baumgardt 1998], erscheint, obgleich durch „kontinuierlichen Missbrauch“ zusehends in diese Richtung gedrängt, für eben diesen Zweck hingegen nur bedingt geeignet.
An dieser Stelle setzen nun die Untersuchungen im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit an: Neben der Beleuchtung „allgemeiner Multimedia-Formate“, welche zumeist über großteils problematische Java-Applet- bzw. Plugin-Schnittstellen [Nielsen 2000] auf webfähig „getrimmt werden“, stellen insbesondere Vektor- und XML-basierte Formatansätze Hauptgegenstand einer detaillierteren Betrachtung dar. Speziell im Hinblick auf den Vektorstandard SVG sind jedoch an dieser Stelle nicht nur formattechnische Aspekte relevant, sondern ebenso die Eignung bzw. Anwendung des entsprechenden Formates im Rahmen eines multimedialen Web-Präsentationssystems.
Da als Teilergebnis dieser Untersuchungen insbesondere der SVG-Standard nicht nur den Präsentationsanforderungen aus funktioneller Sicht sehr entgegenkommt, sondern sich - etwa im Gegensatz zum binären, proprietären Flash - überdies optimal in die HTML-basierte Webumgebung einpasst, verwundert es daher nur wenig, dass SVG-basierte Präsentationssysteme mittlerweile in äußerst reichlichem Umfang angeboten werden.
Mit aufgrund der Tatsache, dass sicht das Gros dieser Ansätze hingegen konzeptionell sehr eng an das sowohl „inhaltlich-intellektuell“ [Stewart 2001] als auch aus „ästhetischer Hinsicht fragwürdige“ [Godin 2001] PowerPoint-Prinzip [vgl. Parker 2001] „klammert“ und zumeist unnötig komplex erscheint, verfolgt der praktische Teil dieser Diplomarbeit an dieser Stelle jedoch eine grundsätzlich andere Herangehensweise: In Anlehnung an das bereits Anfang der 80er Jahre von Dave Winer [Winer 1988] formulierte Outlining-Prinzip werden Präsentationsdaten in diesem Zusammenhang nicht in der Form „endlos, stakkatoartig aneinandergereihter PowerPoint-Slides“ [Parker 2001], sondern im Rahmen einer nach dramaturgischen Gesichtspunkten hierarchisch gegliederten Baumstruktur visualisiert („Explorer“-Metapher).
Der im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit auf diese Weise realisierte Prototyp versucht daher nicht nur, einenAusweg aus dem bisherigen „Präsentations-Dilemma“ zu weisen, sondern veranschaulicht als „proof-ofconcept“-Studie neben der beeindruckenden Funktionalität SVGs überdies zahlreiche Vorzüge dieser „strukturierten“ Herangehensweise, als da wären: Deutlich verbesserte Übersichtlichkeit, Explorativität, inhaltliche Gliederung, sowie, dank einer „restriktiven DTD“, ebenso eine deutlich ästhetischere Präsentations-Darstellung